25. Januar 2021
von Manfred Loimeier
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Deutschlands vergessene Jahrzehnte: Das Deutsche Reich als Kolonialmacht und die Folgen für Gegenwart und Zukunft. Mit Beispielen aus Mannheim

Es heißt gemeinhin häufig, Deutschlands Kolonialzeit sei so kurz gewesen und schon lange vorbei. Aber die Zeit des Nationalsozialismus war noch kürzer – das heißt, die Zeitdauer sagt nichts über die Tiefenwirkung einer historischen Epoche aus. Und obwohl die deutsche Kolonialzeit schon lange vorbei ist, lässt sich Deutschland nicht als postkolonial geprägte Gesellschaft bezeichnen. All das zeigt, dass die Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus immer noch aussteht und sich bisher im Wesentlichen auf eine wissenschaftliche Debatte und neuerdings immerhin auf die Diskussion über die Rückgabe von kolonialen Objekten beschränkt. Dabei gibt es noch viel mehr zu bedenken

Entlegen gilt das Thema deutsche Kolonialgeschichte auch deshalb, weil Deutschlands jüngere Vergangenheit von zahlreichen und nicht weniger maßgeblichen Brüchen gekennzeichnet ist – sei es die Abschaffung der D-Mark und die Einführung des Euro im Jahr 2002 oder die Wiedervereinigung von BRD und DDR im Jahr 1990, womit im Übrigen auch zwei verschiedene Erinnerungspfade zurück in die Geschichte gehen, auch in die Kolonialgeschichte. Schließlich dann die 1960er Jahre mit ihren Protestbewegungen, davor der Zweite Weltkrieg, der Nationalsozialismus, die bürgerkriegsähnlichen ersten Jahre der Weimarer Republik in den 1920er Jahren, der Erste Weltkrieg. Kurzum, es ist kein Wunder, dass die Erinnerung an die Kolonialzeit vielfach überlagert ist.

Dafür, dass nun eine Rückbesinnung einsetzt, gibt es mindestens zwei Gründe. Erstens die Debatte über die Rückgabe kolonialer Kunstwerke; zweitens die Entschädigungsforderungen der Nama und Herero. Das Gedenken im Jahr 2004 an die damals 100 Jahre zurückliegenden Vernichtungskriege gegen diese Völker Namibias waren es, die den Blick auf die deutsche Geschichte vor dem Ersten Weltkrieg gelenkt haben.

 

Nun wähnt sich Deutschland glücklich, dass seine Kolonialzeit nur von 1884 bis 1919 dauerte, mithin bloß 35 Jahre, eben bis 1919, dem Jahr des Versailler Vertrags. Aber wie lange eine historische Phase dauert, sagt wenig aus über die Intensität und Dauer ihrer Wirkung. Das Dritte Reich dauerte nur zwölf Jahre, gerade einmal ein Drittel der Kolonialzeit. Wichtig ist vor allem, wie tief eine historische Phase, und sei sie noch so kurz, im Bewusstsein hier der deutschen Identität verankert war – oder eben noch ist.

Die Grenzziehungen während der Berliner Konferenz 1884/85 zeigen, welchen Stellenwert der koloniale Anspruch für Berlin hatte – auch als Anspruch darauf, Weltmacht zu sein. Dieser imperiale und damit auch koloniale Anspruch ist wesensbildendes Fundament des damals erst vor kurzem – im Jahr 1871, also nur 13 Jahre vor der Berliner Konferenz – gegründeten Deutschen Reichs, dem Vorgängerstaat der heutigen Bundesrepublik. Mit der Reichsgründung 1871 gewann die seinerzeit durchaus nicht neue Kolonialpropaganda in Deutschland an Gewicht – 1873 wurde die Afrikanische Gesellschaft gegründet. Und das heißt, dass der Zeitraum, ab dem in Deutschland über die Option von Kolonien debattiert wurde, deutlich über das Jahr 1884 hinaus zurückreicht. Bereits 1864 nämlich, nach dem Deutsch-Dänischen Krieg, gab es Überlegungen, ferne Besitzungen Dänemarks als Kolonien zu übernehmen. Der koloniale Gedanke ist mithin deutlich vor der konkreten Besitznahme der ersten deutschen Kolonie schon wirksam. Das heißt aber auch, dass die Thematisierung der deutschen Kolonialzeit einen größeren zeitlichen Bogen spannen muss und sich nicht auf die Jahre der konkreten Kolonialzeit beschränken darf.

Und wie tief verankert der Anspruch, Kolonialmacht sein zu wollen, auch noch nach den Jahren der realen deutschen Kolonialzeit blieb, zeigt allein die Figur des Generalmajors Paul von Lettow-Vorbeck. Mit seiner „Schutztruppe für Deutsch-Ostafrika“ war er bis November 1918 den britischen Truppen entkommen und wurde deshalb im März 1919 mit einem Triumphzug durch Berlin zu einem der Mythen einer im Felde unbesiegten deutschen Armee. Ein Mythos, auf den sich nach Ende des Ersten Weltkriegs Forderungen bezogen, Deutschland solle seine Kolonien zurückerhalten. Lettow-Vorbeck selbst formulierte diesen kolonialen Anspruch noch im Jahr 1932 in Bremen, anlässlich der Einweihung des „Reichskolonialehrendenkmals“. Heute heißt es Antikolonialdenkmal. Und dass das Überseemuseum in Bremen so heißt, wie es heißt, hat im Übrigen damit zu tun, dass das einstige „Staatliche Museum für Natur-, Völker- und Handelskunde“ im Jahr 1935 umbenannt wurde in „Deutsches Kolonial- und Überseemuseum“.

Allein das zeigt die Traditionslinie, in der sich gegenwärtige Institutionen bewegen. Das ist nicht notwendig verwerflich, denn es kommt darauf an, mit welchem Inhalt diese Institutionen heute gefüllt sind und wie sie geführt werden, aber es ist wichtig, anzuerkennen, dass die koloniale Phase ein wesentliches, selbstverständliches Glied in der Entwicklung der deutschen Geschichte war und ist. Dafür stehen ebenso die Tropeninstitute, die landwirtschaftlichen Versuchsanstalten oder die Kolonialwarenläden, die heute eben beispielsweise Südlandhaus heißen. Will sagen: Kolonialismus ist Teil der deutschen Geschichte und mit seinen verbliebenen und wenngleich verborgenen Spuren auch der deutschen Gegenwart – und nichts, was aus dem deutschen Alltag ausgelagert ist.

Beispiel: Wer kennt noch den Begriff „Heia Safari“? Das ist der Titel eines Marschlieds, das 1969 noch von Heino gesungen wurde („Wie oft sind wir geschritten auf schmalem Negerpfad …“). Geschrieben hat es Rolf Götz im Jahr 1921. Vor allem ist „Heia Safari“ nämlich der Titel von Lettow-Vorbecks Erinnerungen: „Heia Safari! Deutschlands Kampf in Ostafrika“, erschienen in Leipzig 1920. Und dass dieses kolonialrevisionistische Lied noch Ende der 1960er Jahre, also in den sogenannten jungen Jahren der Bundesrepublik, gesungen wurde, zeigt, wie koloniales Denken auch noch 50 Jahre nach Ende der Kolonialzeit in der deutschen Öffentlichkeit präsent war. Wie sehr dieses „Heia Safari“ auch darüber hinaus noch nachwirkte, schildert auch Bartholomäus Grill in seinem Buch „Wir Herrenmenschen“.

Mag die deutsche Kolonialzeit als solche nur 35 Jahre gedauert haben, muss dennoch als Zeitraum der kolonialen Idee und Erinnerung – beginnend 1864 und 1969 nicht notwendig endend – rund ein Jahrhundert gerechnet werden. Das ist die koloniale Phase in der deutschen Geschichte. Dazu hier nur einige Schauplätze, um anhand von Beispielen aus verschiedenen Regionen diverse Facetten der deutschen Kolonialzeit und ihrer möglichen Nachwirkungen zu zeigen. Einer dieser Schwerpunkte liegt auf Tansania, ein weiterer auf Berlin/Weimar, ein nächster auf Namibia und ein letzter auf Kamerun mitsamt der sogenannten Auslandsgermanistik.

 

Erster Schauplatz: Tansania

„Lasst uns Herrn Zache preisen, den Richter der Deutschen. Sieht er dich, ist er voll Freude, sein Herz ist frei von Stolz. Ebenso erteilt er Ratschläge, seine Seele ist voll Vertrauen. Nun lasst uns mit dem Streiten aufhören und ihn alle preisen.“ (Mbaraka bin Shomari , etwa 1892)

 

Wen der tansanische Dichter Mbaraka bin Shomari hier lobt – im Original auf Swahili: „Shairi la bana Saha“ (zitiert nach Katrin Bromber, in: Flora Veit-Wild (Hg.), Nicht nur Mythen und Märchen, S. 40) –, das ist der deutsche Kolonialbeamte Hans Zache (1869-1930). Aus Deutsch-Ostafrika kehrte der gelernte Ökonom ins Kaiserreich zurück und wurde im Jahr 1893 zunächst Dozent am Seminar für Orientalische Sprachen der Berliner Universität – das ist heute das Seminar für Afrikawissenschaften an der Humboldt-Universität. Im Folgenden arbeitete Zache als Regierungsrat am 1908 gegründeten Deutschen Kolonialinstitut in Hamburg, auch Hamburgisches Kolonialinstitut genannt und heute Teil der Universität Hamburg.

Lange nach seiner Rückkehr aus Deutsch-Ostafrika, im Jahr 1928, also zehn Jahre nach Kriegsende, schrieb Zache unter anderem den Aufsatz „Weltwirtschaft und Kolonialpolitik“ (Hans Zache, in: Koloniale Studien, 1928, S. 31; zitiert nach Dirk van Laak, „Ist je ein Reich, das es nicht gab, so gut verwaltet worden?“, in: Birthe Kundrus, Phantasiereiche, 2003, S. 79/87). Es geht in Zaches Aufsatz darum, dass die Kolonialpolitik den Weg zu einer globalen Wirtschaftseinheit ebnen solle, also zu einem weltweiten Handels- und Arbeitsmarkt. Auf diesem weltweiten Markt gibt es Hans Zache zufolge schwache und starke Nationen und – so der Geist der damaligen Zeit – entsprechend wertvolle und wertlose Völker beziehungsweise Rassen: „Rein wirtschaftlich betrachtet, ist die Ausrottung der letzteren zweckmäßig. Dazu gehören die Ureinwohner Amerikas und der Südsee. Unter diesem Gesichtswinkel waren die Spanier, Portugiesen und Engländer durchaus auf dem richtigen Wege, als sie die Roten beseitigten und durch Schwarze ersetzten. Weltwirtschaftlich brauchbar sind nur Weiße, Gelbe und Schwarze“ (Zache, S. 31).

Was zeigt allein dieses Beispiel?

Erstens: Koloniales Denken weist eine Nähe zu rassistischem Denken auf.

Zweitens: Das koloniale Denken ist offenbar allen imperial auftretenden Völkern zumindest Europas – oder der westlichen Welt – eingeschrieben.

Drittens: Koloniales Denken ist nicht daran gebunden, ob eine Nation Kolonien hat oder nicht – die deutsche Kolonialzeit war 1928, als Zache diese Zeilen schrieb, zehn Jahre vorbei.

Viertens: Die Kolonisierung der Welt als Wirtschaftseinheit weist gewisse Ähnlichkeiten mit dem derzeitigen Prozess der Globalisierung auf.

Fünftens: Ein kolonialer Anspruch wurde in Deutschland nicht nur zwischen 1884 und 1919 erhoben, sondern auch noch Jahrzehnte später – und zwar insbesondere zwischen den beiden Weltkriegen, mithin nach Ende des deutschen Kolonialreichs.

Ende Juli 1926, zwei Jahre vor der Veröffentlichung des zitierten Aufsatzes von Hans Zache, veranstaltete die Koloniale Arbeitsgemeinschaft Groß-Hamburg, ein Zusammenschluss von 15 Verbänden, die Hamburger Kolonialwoche (Christian Rogowksi, „Heraus mit unseren Kolonien!“, in: Birthe Kundrus (Hg.), Phantasiereiche, S. 251-254). Anlass dafür war das 25-Jahre-Jubiläum des „Vereins ehemaliger Ostasiaten“, der im Jahr 1901 als „Verein ehemaliger Chinakrieger“ gegründet worden war. Regierungsrat Hans Zache saß als Vorsitzender einem „Ehrenausschuss“ von 30 Mitgliedern sowie einem „Arbeitsausschuss“ von 37 Mitarbeitern vor. „In seiner Eröffnungsrede“, schreibt der Historiker Christan Rogowksi, „bekräftigte Hans Zache einmal mehr den Anspruch auf die Rückgabe der deutschen Kolonien“ (S. 253). Die Hamburger Kolonialwoche wurde zu einem Prüfstein im Umgang der Weimarer Republik mit der deutschen kolonialen Vergangenheit, denn einerseits sollte sie den Anspruch Deutschlands auf seine ehemaligen Kolonien unterstreichen, andererseits demonstrierten am Rande der Veranstaltung Hamburgs Kommunisten gegen den „imperialistischen Kolonial-Rummel“. Und zugleich skandierten Hamburger Pazifisten unter Führung der Sozialdemokraten „Nie wieder Krieg!“

Das heißt, die Debatte um die Kolonien – Ja oder Nein – war eines der beherrschenden politischen Themen während der Weimarer Republik. Das zeigt einmal mehr, dass die Frage des kolonialen Anspruchs und kolonialen Denkens nicht nur auf die Jahre 1884 bis 1919 eingegrenzt werden kann.

Der tansanische Dichter Mbaraka bin Shomari verfasste aber nicht nur das eingangs zitierte Preislied auf Hans Zache, sondern im Jahr 1897 auch das „Uimbo wa Kaizari“, das Kaiserlied. Weil es ihm aber gelang, in diesem Kaiserlied sehr oft die Worte „Aufstand“, „Kriegsgefangene“, „Widerstand leisten“, „aufhängen“ oder „marschieren“ unterzubringen, fand dieses Preislied in Deutschland weniger Beachtung (zitiert nach dem Vortrag von Katrin Bromber im Rahmen der Tagung „Conventions and Conversions. Generic Innovations in African Literatures“ Anfang März 2010 an der Humboldt Universität zu Berlin; siehe dazu Katrin Bromber, Ein Lied auf die hohen Herren, in: Albert Wirz, Andreas Eckart, Katrin Bromber (Hg). Alles unter Kontrolle, 2003, S. 73-98).

Mindestens fünf größere Aufstände gab es allein in Deutsch-Ostafrika gegen die deutsche Kolonialherrschaft, den ersten davon 1888, und der letzte, der dreijährige Maji-Maji-Aufstand, endete 1907. 1907 ist auch deshalb ein wichtiges Jahr, denn im Frühjahr 1907 gab es im Deutschen Reich Neuwahlen, die sogenannten Hottentotten-Wahlen. Im Jahr zuvor, 1906, war ein Nachtragshaushalt zur Verlängerung der Kolonialkriege abgelehnt worden, so dass es zu diesen Neuwahlen und im Übrigen auch zur Gründung eines Reichskolonialamtes kam.

Das bedeutet, dass die Kriege damals in Deutsch-Ostafrika gegen die Maji-Maji-Kämpfer sowie in Deutsch-Südwestafrika gegen Nama und Herero in den Jahren 1906/07 wesentlich auch die deutsche Innenpolitik beeinflusst haben. Das wiederum heißt, dass die mentale Grenzziehung – hier Berlin, dort die Kolonien – so nicht stimmt; das Deutsche Reich mit seinen kolonialen Besitzungen war eine Reichseinheit.

 

Perspektiven der Erinnerung

Die Erinnerungen an das Deutsche Reich, das Kolonialreich, sind verschieden. Und was heute in der Bundesrepublik Deutschland lange vergessen ist, wirkt vor Ort in Afrika noch lange nach und ist dort bis in die Gegenwart teils noch präsent.

Der sansibarische Dramatiker und Poet Ebrahim Hussein zum Beispiel thematisierte im Jahr 1969 in seinem Theaterstück „Kinjeketile“ den sogenannten Maji-Maji-Widerstand gegen die deutsche Schutztruppe in den Jahren 1905 bis 1907. Er errichtete damit der legendären Hauptfigur dieses Widerstands, Kinjeketile Ngwale, ein literarisches Denkmal. Im Vorwort zu seinem Theaterstück erläuterte Hussein sein Anliegen:

 

Zu Beginn unseres Jahrhunderts begannen die deutschen Kolonialisten, im südlichen Tansania Baumwolle zu pflanzen. Sie zwangen die Matumbi zur Arbeit in ihren Pflanzungen. Als die Deutschen ins Land kamen, zwangen sie den Matumbi Steuern auf. Kinjeketile brachte dem Volk die Bedeutung des Begriffes Einheit bei. Ich habe versucht, in meinem Stück drei Dinge darzustellen. Erstens wollte ich zeigen, wie sich die Matumbi zu dem brutalen Eindringen der Deutschen verhielten. Besonders soll das Herr-Knecht-Verhältnis gestaltet werden. Zweitens versuchte ich, die politische Atmosphäre dieser Periode zu skizzieren. Drittens berührte ich das Thema der ökonomischen Ausbeutung der Afrikaner durch die Deutschen. Tansania wurde um seine Produkte und Arbeitskräfte betrogen. (Ebrahim N. Hussein, S. 8-10)

 

Das Theaterstück „Kinjeketile“ erschien 1974 auf Deutsch in dem Band „Stücke Afrikas“, in Berlin (Ost). Mit dem Publikationsort wird ersichtlich, dass es in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg zwei Erinnerungsstränge an die deutsche Kolonialzeit gab, nämlich den in der Bundesrepublik und den in der Demokratischen Republik. Entsprechend gab es zwei Konzepte einer Afrikapolitik – die im Übrigen bisher noch nicht zusammengeführt wurden.

Doch nicht etwa nur im Osten Deutschlands, sondern auch im Westen gab es, im Zuge der antikolonialistischen und der Anti-Apartheid-Bewegungen Ansätze, die deutsche Kolonialvergangenheit zu thematisieren. Der Westdeutsche Rundfunk beispielsweise zeigte im Programm der ARD im Oktober 1966 die zweiteilige Dokumentation „Heia Safari – die Legende von der deutschen Kolonialidylle in Afrika“ von Ralph Giordano, dem im Folgenden bekanntgewordenen Journalisten und Publizisten. Noch im Jahr 2016 war der Film im Deutschen Historischen Museum Berlin zu sehen. Bei seiner Erstausstrahlung 1966 löste der Zweiteiler einen Skandal aus, und Ralph Giordano wurde unter anderem vorgeworfen, die Mühen und Strapazen der Kolonialarmee nicht ausreichend gewürdigt zu haben. Der Film gilt seither als Meilenstein der deutschen Fernsehgeschichte – und es lässt sich fragen, warum dieser Film und sein Thema lange in den Hintergrund der deutschen Zeitgeschichte rückten.

 

 

Zweiter Schauplatz: Berlin/Weimar

Man kann nur staunend fragen, ob jemals in der Geschichte ein nicht bestehendes Reich so gut verwaltet worden ist! (Wolfe W. Schmokel, Der Traum vom Reich, S. 159)

 

Dieser Satz aus dem Jahr 1964 des deutschstämmigen US-amerikanischen Historikers Wolfe W. Schmokel belegt, dass es zunächst US-Wissenschaftler waren, die sich in der Auseinandersetzung mit Kolonialismus auch mit dem deutschen Kolonialreich befassten. Ein weiterer Beleg dafür ist das Buch „Not so plain as Black and White. Afro-German Culture and History, 1890-2000“ aus dem Jahr 2005, in dem Patricia Mazón und Reinhild Steingröver die afrikanisch-deutschen Kulturbeziehungen eben von 1890 bis 2000 beleuchten.

Im Jahr 1919 verzichtete das Deutsche Reich mit der Unterzeichnung des Versailler Vertrags auf seine kolonialen Besitzungen. Für Empörung im Deutschen Reich sorgte eine Formulierung, der zufolge Deutschland nicht in der Lage gewesen wäre, seine Kolonien ordentlich zu verwalten. Heinrich Schnee, der letzte Gouverneur Deutsch-Ostafrikas, prägte daraufhin mit seinem gleichnamigen Buch den Begriff der „kolonialen Schuldlüge“. Das Buch erschien 1924 im Auftrag des Auswärtigen Amtes (zitiert nach Dirk van Laak, „Ist je ein Reich, das es nicht gab, so gut verwaltet worden?“, in: Birthe Kundrus (Hg.), Phantasiereiche, S. 76).

Es zeigten sich bald zwei Linien im Umgang mit dem kolonialen Erbe. Einerseits: Die Regierung in Berlin duldete kolonialrevisionistische Bestrebungen, forcierte offiziell aber nicht die Forderung nach Rückgabe der Kolonien. Warum? Mit den Alliierten verhandelte sie unter anderem über deren Abzug aus dem besetzten Rheinland – großdeutsche Töne hätten diese Verhandlungen brüskiert. Als dann im Jahr 1925 im Vertrag von Locarno die kolonialen Anschuldigungen gegenüber dem Deutschen Reich widerrufen wurden, sah die deutsche Regierung das Thema als weitgehend erledigt an. Und es mehrten sich die Stimmen, die gerade im Vergleich zu den Kolonialmächten Frankreich und England einen Vorteil darin sahen, keine Kolonialmacht zu sein. Demnach wachse das Renommee Deutschlands unter den kolonisierten Völkern, und das wirke sich positiv auf den internationalen Handel aus, argumentierte etwa der aus Mannheim stammende Reichskanzler der SPD, Hermann Müller (Dirk van Laak, S. 80-81). Auch perspektivisch sei der Verlust der Kolonien für Deutschland von Vorteil, weil ihm damit der absehbare Prozess der Loslösung der Kolonien erspart bliebe, hieß es bald. Im Jahr 1932 schrieb der Volkswirtschaftler Moritz Julius Bonn: „decolonization is rapidly proceeding“ – und wurde damit zum Schöpfer des Begriffs Dekolonisierung (Dirk van Laak, S. 81).

 

Fehlen der Dekolonisation

Das bedeutet aber auch: Eine Dekolonisation hat in Deutschland niemals stattgefunden. War das Deutsche Reich seit 1919 aus zeitlicher Sicht ein postkolonialer Staat, zeigt das Beispiel Deutschland, dass ein Staat keine Kolonien haben muss, um dennoch kolonialistisch zu agieren, sofern der Begriff Postkolonialismus strukturell verstanden wird.

Andererseits: Auf der Ebene von Vereinen und Verbänden entwickelte sich nach Ende des Ersten Weltkriegs eine lebhafte Kolonialpropaganda. 1922 wurde die Koloniale Reichsarbeitsgemeinschaft (Korag) gegründet, und die Deutsche Kolonialgesellschaft verzeichnete bis 1926 einen Mitgliederzuwachs – ihre ersten Vorsitzenden waren die früheren Gouverneure von Kamerun und Deutsch-Südwest beziehungsweise Deutsch-Ostafrika, Theodor Seitz (1920-1930) aus Mannheim-Seckenheim sowie Heinrich Schnee (1930-1936). Vizepräsident war Konrad Adenauer, der 1932 Oberbürgermeister von Köln wurde (Dirk van Laak, S. 75).

Die Kolonialpropaganda schlug sich in einer Vielzahl von Filmen und auch von Werken der Kolonialliteratur nieder. Das literaturwissenschaftliche Standardwerk dazu schrieb 1982 Joachim Warmbold mit seiner Dissertation „,Ein Stückchen neudeutsche Erd‘ …‘ Deutsche Kolonial-Literatur“. Als 1926 beispielsweise der Roman „Volk ohne Raum“ von Hans Grimm erschien, wurde er für damalige Verhältnisse zum Bestseller: Bis 1933 verkaufte er sich 220000 Mal, bis 1944 weitere 330000 Mal. Auch diese Verkaufszahlen von 1933 bis 1944 zeigen, wie sich die Nationalsozialisten über das Thema Kolonialrevisionismus in der Bevölkerung verankerten. Heinrich Schnee, der Autor der „Kolonialen Schuldlüge“ von 1924, wurde 1934 Leiter des damals gegründeten Kolonialpolitischen Amtes – als das Deutsche Reich schon längst nicht mehr über Kolonien verfügte.

Das bedeutet: Es führte nicht etwa ein direkter Weg vom Kolonialismus in den Nationalsozialismus, wie auch die offizielle Position der Regierung in Berlin und die Debatte über die ersparten Nachteile der Dekolonisierung zeigt. Vielmehr besetzten die Nationalsozialisten mit dem Thema Kolonialrevisionismus ein populistisches Thema, das entsprechend populär ausgeschlachtet wurde und es erlaubte, die deutsche Bevölkerung in ihrer gesamten Breite und durch alle Schichten und Geschlechter hindurch zu begeistern. Weil das koloniale Bewusstsein über Jahrzehnte hinweg nicht nur in Parlamenten und Salons verankert war, sondern auch in den Wohnzimmern, Küchen und Kinderzimmern, ermöglichte die Kolonialpropaganda den Nationalsozialisten eine politisch wie emotional gesteuerte Massenmobilisierung ohnegleichen. Sie nutzten die tief verankerte Kolonialsehnsucht in der deutschen Bevölkerung als Schlüssel und Überträger für ihre nationalsozialistische Gesinnung etwa der Rassenpolitik. 1937 gab es in Leipzig eine „Kolonial- und tropentechnische Messe“, ab 1938 planten die NS-Ministerien koloniale Währungen sowie Postwege und Verkehrsprogramme in potenziellen Kolonien, bis hin zum Madagaskar-Plan 1940, wo Juden angesiedelt werden sollten (Dirk van Laak, S. 83).

Wichtig in diesem Zusammenhang ist, dass die Stereotypen dieser Kolonialpropaganda bis heute in Literatur und Film andauern, vorwiegend in den Vorabendserien des Fernsehens. Ein beliebtes solches Muster ist der deutsche Arzt, der nach Afrika geht und dort armen Menschen hilft. Die Kulisse ist eine meist menschenleere Savanne voll wilder Tiere, Einheimische werden – wenn überhaupt – in untergebenen Positionen oder als Dienstleistungspersonal gezeigt, und die Liebe, die der Arzt zuletzt findet, ist immer eine europäische, keine afrikanische Frau. „Rassenmischung“ ist in diesen Foren nach wie vor indiskutabel, ganz in der Linie dieses historischen Apartheiddenkens.

 

Dritter Schauplatz: Namibia

Im Jahr 1938 veröffentlichte Diedrich Westermann, der erste Afrikanistik-Professor in Berlin, sein Buch „Afrikaner erzählen ihr Leben”. Ordinarius seit 1925, blieb Westermann, obwohl – oder weil – er das Fach über die sprachwissenschaftlichen Grenzen hinaus öffnete, bis 1945 im Amt. Er hielt dabei an den nationalsozialistischen Plänen zur Rückgewinnung der deutschen Kolonien fest, was erneut zeigt, dass die deutsche Kolonialpolitik nicht im Jahr 1919 beendet war, sondern danach, bis Ende des Zweiten Weltkriegs und sogar noch darüber hinaus, einen neuen Aufschwung erhielt. In seinem international erfolgreichen Buch „Afrikaner erzählen ihr Leben” ist aus der Feder von Xkou-goa-Xob aus der Volksgruppe der Khoisan auch der Beginn des Krieges in Deutsch-Südwestafrika beschrieben, mit dem Angriff auf die deutsche Festung Namutoni am 27. Januar 1904. In seinem Beitrag „Ein Buschmann aus Südwestafrika“ heißt es:

 

Als damals die Ovambo die Feste Namutoni umzingelten und den ganzen Tag ihre Gewehre ratterten, war ich ein Junge von fünfzehn bis sechzehn Jahren. Ihr Weißen wisst ja auf Tag und Stunde anzugeben, wann Namutoni überfallen wurde. (Xkou-goa-Xob, in: Diedrich Westermann, S. 11)

 

Die Gegenwart der Deutschen Anfang des 20. Jahrhunderts in Namibia bewegte noch im Jahr 2002 den südafrikanischen Schriftsteller André Brink dazu, darüber den Roman „Die andere Seite der Stille“ zu schreiben. Aus Sicht einer Frau, Hanna X., die in einem Bremer Waisenhaus missbraucht worden war und ihr Glück in Deutsch-Südwestafrika sucht, schildert André Brink das Vordringen der deutschen Siedler und die Gewalt und Grausamkeit der Kolonialarmee. Vorrangig konzentriert sich André Brink auf ein Lager namens Frauenstein, in dem, historisch verbürgt, Frauen aus Deutschland für deutsche Soldaten willfährig gemacht wurden.

 

Der Stoff bietet eine fantastische und bewegende, wenngleich erschreckende Geschichte. Ich denke, einer der wichtigsten Gründe für das Schreiben des Buches war überdies, dass ein Freund von mir, der in Namibia lebte und ein reger Historiker ist, mit dieser Geschichte von Frauenstein und dem, was jungen deutschen Frauen damals geschah, die als Partnerinnen für die Soldaten losgeschickt wurden, zu mir kam. Er schickte mir einen kleinen Zeitungsbericht, der in Windhoek gegen Anfang der 1980er Jahre veröffentlicht worden war. Ich fand das faszinierend, fragte nach, und er schickte mir Hunderte von Seiten mehr: Kopien der Korrespondenzen zwischen Berlin, Hamburg und Windhoek. (André Brink, in: Manfred Loimeier, Wortschätze, S. 62-63)

 

Tatsächlich werden in der Geschichte Deutsch-Südwestafrikas die Rolle und das Mitwirken deutscher Frauen am Kolonialismus sehr deutlich sichtbar. Zunächst bewegte sich diese Mitwirkung im Rahmen der Krankenpflege. Und schon kurz nach der Berliner Afrika-Konferenz im Jahr 1884 organisierten sich im deutschen Kolonialreich – zunächst unter dem Zeichen des Roten Kreuzes – die Frauen, die als Krankenpflegerinnen vor allem auch in den Krisen- oder Kriegsgebieten der Kolonien tätig waren, so in Deutsch-Ostafrika ab etwa 1887 (Lora Wildenthal: Rasse und Kultur; in: Birthe Kundrus: Phantasiereiche, S. 203-205).

Im April 1888 wurde zudem der „Deutsche Frauenverein für Krankenpflege in den Kolonien“ gegründet. Sechs Jahre später, 1894, waren die Krankenschwestern dieses Vereins in allen deutschen Kolonien in Afrika präsent, ab 1902 auch in Samoa und ab 1904 in Tsingtau. Konflikte ergaben sich dann daraus, dass diese Frauen weder allein im Bereich Krankenpflege noch untergeordnet tätig sein, sondern sich verantwortlich mitgestaltend auch in gesellschaftliche Fragen einbringen wollten, und zwar gleichberechtigt.

Seinerzeit war es üblich, dass die Männer fern vom Reich mit Frauen aus Afrika oder Ozeanien zusammenlebten – und darin sahen deutsche Frauen eine Entwürdigung ihrer Position. Diese Debatte führte derart bald auf das Terrain rassistischer Positionen. Denn umgekehrt wurde auch im Deutschen Reich das Zusammenleben von dort lebenden Afrikanern mit deutschen Partnern reglementiert. Der Verkehr von Deutschen mit Menschen aus Afrika oder aus Übersee galt rasch als ,Verunreinigung deutschen Blutes‘ (Birthe Kundrus: Von Windhoek nach Nürnberg?, in: Birthe Kundrus: Phantasiereiche, S. 110-131). Die auch heute in Deutschland noch bestehende Abneigung gegen Paare verschiedener Herkunft ist in dieser Linie des kolonialistischen sowie nationalsozialistischen Rassismus zu sehen.

Aus der damals in den Kolonien unerwünschten „Rassenmischung“, wie es hieß, wurden Eheverbote in Südwestafrika, Ostafrika und Samoa. Letztlich führte das dazu, dass es zwar weniger solche Ehen, aber mehr uneheliche Kinder gab. Als Lösung erschien es dann damals Männern wie Frauen, dass schlicht mehr deutsche Frauen als Partnerinnen für die deutschen Männer in den Kolonien in die Kolonien geschickt werden sollten (Lora Wildenthal: Rasse und Kultur, S. 207-210).

Dafür eignete sich die Siedlerkolonie Deutsch-Südwestafrika. Dafür wurde ein Ansiedelungsprogramm entwickelt, das von der Deutschen Kolonialgesellschaft finanziert und vom 1907 gegründeten „Deutsch-kolonialen Frauenbund“ organisiert wurde. 1908 wurde der Frauenbund umbenannt und hieß fortan „Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft“. Der Frauenbund warb also um deutsche Frauen für die deutschen Männer in Südwestafrika, damit dort das Deutschtum, die Gesundheit des deutschen Mannes und die Reinheit deutschen Blutes erhalten bliebe. Einmal mehr zeigt das, wie sich im Rahmen der Debatte um den Erhalt des Deutschtums nationalistische und rassistische Auffassungen herausprägten und bekräftigten.

Bereits 1910 war der Frauenbund halb so groß wie die Deutsche Kolonialgesellschaft und wuchs bis 1914 noch weiter. Die Mitgliedschaft im Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft wurde zur Selbstverständlichkeit beispielsweise auch für Mitglieder der beiden kirchlichen Frauenverbände. Unter Leitung der Frauenrechtlerin und Sozialreformerin Hedwig Heyl sorgte der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft für eine entsprechende Ausbildung der ausreisewilligen deutschen Frauen.

Zum einen wurde die Koloniale Frauenschule in Deutschland gegründet, zunächst nahe Witzenhausen, der kolonialen Landwirtschaftsschule; schließlich wurde die Koloniale Frauenschule nach Bad Weilbach in der Nähe von Wiesbaden verlegt. Die Ausbildung dort war kostenpflichtig und gedacht für höher qualifizierte Frauen aus Deutschland, die vom Arbeitsmarkt im Deutschen Reich ausgeschlossen waren – zu emanzipiert, zu gebildet, zu selbstbewusst. Sie sollten als Lehrerinnen in den deutschen Kolonien Schulen gründen, als Erzieherinnen Kindergärten, sollten aber auch eigenständig hauswirtschaften können, also Hauswirtschaft, Landwirtschaft und Reparaturarbeiten beherrschen (Lora Wildenthal: Rasse und Kultur, S. 211-215).

Zum anderen wurde in Südwestafrika – und damit zurück zum Roman von André Brink – ein sogenanntes Heimathaus geschaffen, bei Keetmanshoop im Süden des Landes. Das Heimathaus war gedacht für Frauen, die noch keinen Arbeitsvertrag oder Mann in Südwestafrika in Aussicht hatten und im Heimathaus drei Monate lang arbeiten konnten – oder mussten: waschen, backen, nähen.

Warum noch war der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft einflussreich? Dem Verein gehörten Männer an, Ärzte, die im Bereich Rassen- und Sozialhygiene arbeiteten. Einer davon, Philalates Kuhn, war zunächst in Deutsch-Südwestafrika, dann in Kamerun tätig, wurde 1926 Direktor des Hygiene-Instituts in Gießen – heute das Institut für Medizinische Mikrobiologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen – und trat dann der NSDAP bei. 1926 wurde ferner die Koloniale Frauenschule Rendsburg gegründet, mithin acht Jahre nach Kriegsende 1918 (Lora Wildenthal: Rasse und Kultur, S. 209-210). Hans Ziemann wiederum, Leiter des Sanitätswesens in Kamerun und Tropenmediziner, wurde Gründer des Berliner Tropeninstituts – auch er war seinerzeit ein Gegner der „Rassenmischung“ und gründete 1938 die Militärärztliche Akademie in Berlin. Ähnliche Positionen vertrat der Tropenmediziner Ludwig Külz, der das ,Bastardisierungs‘-Problem durch Kinder aus Ehen zwischen Siedlern und Einheimischen aufgriff, für Rassentrennung plädierte und dessen Lebenserinnerungen „Tropenarzt im Afrikanischen Busch“ aus dem Jahr 1910 mehrere Neuauflagen im Dritten Reich hatten – zuletzt noch im Jahr 2013. Sowohl Hans Ziemann als auch Ludwig Külz waren als Gutachter bei der Enteignung der Duala beteiligt, einer Volksgruppe in Kamerun; die Enteignung führte zum Duala-Aufstand und zur Hinrichtung des Duala-Königs Manga Bell.

Auch auf der Seite afrikanischer Frauen war die Parteinahme deutlich. In Senegal zeichnete der Schriftsteller Abdoulaye Sadji revanchistische Triumphgesänge von Frauen auf, die ihre Männer in den Ersten Krieg verabschiedeten.

 

Ihre Stimmen wurden fester, und von weitem forderten sie von ihren Brüdern und Ehemännern Gefangene. Ja, eine deutsche gefangene Frau, die für sie zu den Brunnen ging und sich dienstfertig der Hausarbeit annahm! Man könnte sie nach Lust und Laune erniedrigen, ihr rücksichtslos die Verachtung, den Hass, den man für die Deutschen hatte, entgegenspucken. Man könnte ihr sagen: ,He, rede ich nicht mit dir? Tochter eines Hundes … Nimm die Kalebasse und mach dich zu den Brunnen auf, bring die Abfälle auf den Müllhaufen. Pack diesen Reisigbesen und mach damit den Hüttenboden sauber.’ (Abdoulaye Sadji: Ce que disent les vieilles mélopées sénégalaises. In: Paris-Dakar, 12. Mai 1938, S. 2, zitiert nach Hans-Jürgen Lüsebrink: La Conquête de l’espace public colonial; S. 131-132)

 

 

Vierter Schauplatz: Kamerun

 

Ach, es waren die Deutschen, die diese neumodische Seuche nach Kamerun eingeschleppt hatten. Ihr ohnehin schon fürchterliches Regiment wurde noch schrecklicher, nachdem sie im Ersten Weltkrieg in vollen Zügen den Geruch von Blut geatmet hatten. Ach, diese Deutschen! Die Alten, die das Glück gehabt hatten, diese Schreckensherrschaft zu überleben, schauderten beim bloßen Anblick daran. Weit schlimmer als die Arbeitslager, Zwangsabgaben und Massenhinrichtungen waren die vielen Vergewaltigungen, Razzien, Raubzüge gewesen, diese erniedrigenden Szenen, dieser totale Mangel an Respekt vor den ehrwürdigsten Häuptern des Volkes. (René Philombe: Der weiße Zauberer von Zangali, S. 9-10)

 

Das schreibt der kamerunische Schriftsteller René Philombe in seinem 1959 erschienenen Roman „Der weiße Zauberer von Zangali“. 1980 wurde der Roman anlässlich der Frankfurter Buchmesse mit dem Gastland Schwarzafrika ins Deutsche übersetzt. Im Mittelpunkt der Handlung steht mit der Person des Major Dzomnigi der Kolonialoffizier Hans Dominik, und er macht darin keine gute Figur.

Gerade aus Kamerun ließen sich noch viele weitere literarische Beispiele heranziehen, die zeigen, wie Afrikas Literaten die Beziehungen zu Deutschland gestalteten. Und dass der Roman von René Philombe anlässlich der Frankfurter Buchmesse 1980 ins Deutsche übersetzt wurde, zeigt, wie wichtig Anlässe wie die Buchmesse zur Vermittlung von Literaturen aus Afrika nach Deutschland waren und sind. Es braucht immer noch besondere Anstöße oder Engagements, um diese historischen Fakten und nachwirkenden Realitäten ins Bewusstsein zu heben. Das Besondere am Beispiel Kameruns ist hierbei, dass es seit vielen Jahren, Jahrzehnten, nicht nur Schriftstellerinnen und Schriftsteller, sondern auch afrikanische Literaturwissenschaftler sind, die sich diesbezüglich hervorheben. Insbesondere an den Universitäten in Dakar, Senegal, und in Dschang, Kamerun, hat die sogenannte Auslandsgermanistik einen hohen Stellenwert, und die Zahl der Veröffentlichungen von Studien und Aufsätzen nimmt rapide zu. An der Universität Dschang haben die dortigen Germanistikprofessoren die – zunächst nur deutschsprachige – Zeitschrift „Mont Cameroun“ gegründet. Sie erscheint bereits seit dem Jahr 2005, und es lohnt sich sehr, diesen Stimmen aus Afrika in Deutschland Gehör zu schenken.

Hier nur einige ausgewählte deutschsprachige Titel der Bücher afrikanischer Germanisten, nicht nur aus Kamerun, sondern auch aus Togo – und auch, um zu zeigen, wie lange bereits solche wissenschaftliche Literatur vorliegt: Esaïe Djomo (in Mannheim habilitiert): „Des Deutschen Feld, es ist die Welt! Pangermanismus in der Literatur des Kaiserreichs, dargestellt am Beispiel der deutschen Koloniallyrik“ (Saarbrücken 1992); Dotsé Yigbe: „Fetischismus als Alterität – Am Beispiel  kolonialer Literatur über Togo: Richard Küas, Félix Couchoro und David Ananou“ (Frankfurt 1996); Adjaï Paulin Oloukpona-Yinnon: „Unter deutschen Palmen. Die ,Musterkolonie‘ Togo im Spiegel deutscher Kolonialliteratur (1884-1944)“ (Frankfurt 1996).

Der kamerunische Autor, Herausgeber und Literaturprofessor Prinz Kum’a Ndumbe III. wiederum kommentiert sowohl in seinen Romanen und Erzählungen als auch in seinen Sachbüchern bereits seit Jahrzehnten die Erinnerungen von Zeitzeugen an die deutsche Kolonialvergangenheit in seiner Heimat. In Yaoundé hat Kum’a Ndumbe während seiner Lehrtätigkeit mehrere Projekte geleitet, die der deutschen kolonialen Epoche in Kamerun gewidmet waren. Er hat über Jahrzehnte hinweg Berichte von Augenzeugen gesammelt, die die Zeit des deutschen Kolonialismus in Kamerun, also die Jahre 1884 bis 1916, zumindest teilweise miterlebt hatten.

Im Jahr 2018 hat es die Gerda Henkel Stiftung mit Sitz in Düsseldorf ermöglicht, dass diese Aufzeichnungen für die Buchreihe „Jetzt berichten afrikanische Zeitzeugen“ verschriftlicht und veröffentlicht werden – immer mit beigefügter CD, darunter beispielsweise der Band „Neun wurden erhängt, gleichzeitig …“.

Diese Erinnerungen sind für Deutschland nicht schmeichelhaft. Zwar verlieren sich die Aufzeichnungen der Gesprächspartner manchmal in Details, wird um das genaue Datum von Ereignissen gerätselt, und die betagten Menschen erzählen mitunter etwas umständlich oder drehen sich in ihren Erinnerungen im Kreis. Doch aus den Erzählungen wird deutlich, wie die deutsche Kolonialarmee ihr Vordringen organisierte. An der Küste Kameruns waren ortsfremde Helfer aus Togo im Einsatz – der anderen deutschen Kolonie Westafrikas. Und im Landesinneren wiederum arbeiteten Dienstverpflichtete einer anderen Volksgruppe aus einer Küstenregion Kameruns. Dadurch sollte schon aufgrund der Sprachverschiedenheit Solidarität unter den Afrikanern vermieden werden. Und früh mit dabei waren deutsche Missionare und Beamte, die das Schulwesen und den Verwaltungsapparat aufbauten. Am unteren Ende der Hierarchie standen die örtlichen Dorfchefs, Kameruner, die die Anordnungen umzusetzen hatten. Wer nicht gehorchte, der wurde von den deutschen Kolonialbeamten bestraft, wie etwa der Zeitzeuge Thomas Franz Omog im Dezember 1983 erzählt:

 

Die Deutschen waren ziemlich streng. Sie haben die Prügelstrafe angewendet. Eine Hauptstrafe war natürlich die Todesstrafe! Es wurde gehängt. Einmal wurden neun gleichzeitig erhängt. Bei den Deutschen gehörten die Missionare zur Verwaltung. Es gab niemals die Todesstrafe ohne Priester. (Kum’a Ndumbe III., „Neun wurden erhängt, gleichzeitig …“, S. 164, S. 207)

 

Missionare handelten demnach also im Kontext der deutschen Kolonialverwaltung. Hinterlegt sind diese Aufnahmen im Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschatten in Wien. Seit 2018 macht Kum’a Ndumbe III. diese Erinnerungen der Kameruner an die Präsenz der Deutschen in Westafrika auch in Buchform zugänglich. 15 Titel dieser Reihe „Jetzt berichten afrikanische Zeitzeugen …“ sind bisher auf Französisch erschienen, seit dem Jahr 2018 liegen zwei davon auf Deutsch vor, darunter eben auch „Neun wurden erhängt, gleichzeitig …“.

 

 

 

Deutsch als Literatursprache in Kamerun

Hinzu kommt, dass es in Kamerun – wie auch in Namibia – einen gewissen Bestand an deutschsprachiger Gegenwartsliteratur gibt. Die deutsche Sprache ist dort Literatursprache. Das zeigt das Werk der Literaturwissenschaftlerin Philomène Atyame: Sie schrieb beispielsweise die Erzählung „Mord ohne Anklage“ (2006) oder die Romane „Abengs Entscheidung. Eine schwarze-weiße Liebe in Kamerun“ (2002) sowie „Salomos Söhne“ (2009). In Frankfurt wiederum lebt der auf Deutsch schreibende kamerunische Autor Jean-Félix Belinga-Belinga. Er hat neben dem Gedichtband „Gesang der Trommel“ (Bad Honnef 1998) die Kinderbücher „Ngono Mefane, das Mädchen der Wälder“ (Erlangen 1990) und „Wir drei gegen Onkel Chef“ (Weinheim 1998) veröffentlicht.

Und der kamerunische Schriftsteller Alain Patrice Nganang, der seit geraumer Zeit in den USA frankophone afrikanische Literatur lehrt, war lange Mitarbeiter des Filmfestivals „Africa alice!“ in Frankfurt/M. Patrice Nganang schreibt auf Französisch, doch seine Romane „Hundezeiten“ (2001), „Der Schatten des Sultans“ (2011), „Zeit der Pflaumen“ (2013) und „“ () sind alle in deutscher Übersetzung erschienen – und bei Lesungen in Deutschland liest und diskutiert Patrice Nganang auf Deutsch.

Das heißt, diesen Autoren ist Deutschland gegenwärtig, nur hierzulande werden sie in ihrer Präsenz kaum wahrgenommen. Dabei könnten gerade sie etwas über Afrika und die Beziehungen zu Deutschland erzählen. Man muss ihnen nur zuzuhören und sich etwas sagen lassen.

 

Fünfter Schauplatz: Deutschlands Gegenwart – Mannheim

Jüngst nimmt die Diskussion um koloniale Straßennamen und Motive des Kolonialismus wieder an Fahrt auf. Dazu zählt unter anderem auch die Figur des Mohren, der sich, wie in Halle an der Saale noch in Restaurantnamen finden lässt oder, wie in Erfurt oder Weißenfels,  im Namen der „Mohren-Apotheke“. In Mannheim ist es das Südlandhaus, dessen Name an die Zeit der Kolonialwaren erinnert.

Die Figur des Mohren steht zu Beginn des 20. Jahrhunderts ursprünglich im Werbeumfeld des Exotismus, wurde daher zunächst als kolonialunverdächtig gesehen. Aber spätestens im Ersten Weltkrieg wurde auf dem Höhepunkt der kolonialistischen Propaganda und der Rassenpolitik die Figur des von Julius Gipkins entworfenen Sarotti-Mohren (David M. Carlo: Rasse konsumieren, in: Birthe Kundrus: Phantasiereiche, S. 148) entworfen. Sie ist keine harmlose Darstellung in einer kommerziellen Werbestrategie, sondern steht explizit als Ausdruck für weiße, deutsche Überlegenheit und für rassische Unterlegenheit der Kolonialbevölkerung. Das vermeintliche Kindchenschema reproduziert paternalistisch die Gefühle einer hochstehenden sowie einer noch zu entwickelnden Kultur und verhindert damit eine Begegnung auf Augenhöhe. Der Sarotti-Mohr ist damit eine rassistische Darstellung.

 

Die koloniale Rheinau

Wer in den Stadtteil Rheinau fährt, bewegt sich auf den Spuren der deutschen Kolonialgeschichte. Von der Rohrhofer Straße geht es ab in die Gustav-Nachtigal-Straße, die parallel zur Leutweinstraße verläuft, dann die Lüderitzstraße kreuzt und in die Carl-Peters-Straße mündet.

Gustav Nachtigal (1834-1885) wurde im Vorfeld der Berliner Afrika-Konferenz im Jahr 1884 zum Reichskommissar für Deutsch-Westafrika ernannt. Am 5. Juli 1884 errichtete Gustav Nachtigal die deutsche „Schutzherrschaft“ über das Gebiet von Togoland, am 14. Juli stellte er Kamerun „unter deutschen Schutz“, und im selben Jahr beglaubigte er auch die betrügerisch erworbenen Landbesitzungen der Firma Lüderitz im heutigen Namibia („Lüderitzland“). Zwar soll sich Gustav Nachtigal immer wieder auch ablehnend zur deutschen Kolonialpolitik geäußert haben – gleichwohl trug sein Wirken wesentlich zur Stabilisierung der deutschen Herrschaft gerade in Togo, Namibia und Kamerun bei, wo er beerdigt liegt.

Theodor Leutwein (1849-1921) wiederum – geboren in Strümpfelbrunn nahe Mosbach im Odenwald – wirkte von 1896 bis 1905 als Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika, heute Namibia. Theodor Leutwein führte die Kaiserliche Schutztruppe 1894 gegen die von Hendrik Witbooi (1834-1905) geleitete Volksgruppe der Nama und zwang diese zum Abschluss eines Schutz- und Beistandsvertrags. So kamen letztlich Hendrik Witboois Bibel und Peitsche 1902 ins Linden-Museum in Stuttgart, das diese Objekte Anfang des Jahres 2019 zurückerstattete.

Theodor Leutwein bekräftigte in Namibia auch mit Samuel Maherero (1856-1923) den sogenannten Schutzvertrag mit der Volksgruppe der Herero. Als 1904 der Herero-Aufstand begann und Theodor Leutwein mit Verhandlungen scheiterte, wurde klar ersichtlich, wie kontrovers das Vorgehen der deutschen Kolonialarmee in Afrika im Kaiserreich diskutiert wurde. Theodor Leutweins diplomatischer Ansatz wurde abgelehnt und ihm 1904 das Kommando über die Schutztruppe entzogen. An seiner Stelle setzte Lothar von Trotha den Krieg gegen Nama und Herero fort und wurde in diesem bis 1908 dauernden Krieg für den Genozid an diesen Völkern verantwortlich.

Die Lüderitzstraße wiederum erinnert an den Bremer Großhändler Adolf Lüderitz, den ersten deutschen Landbesitzer in dem Gebiet, das entsprechend zunächst Lüderitzland, dann Deutsch-Südwest genannt wurde und heute Namibia heißt. Adolf Lüderitz ging als „Meilenschwindler“ in die Geschichte ein. Er schloss mit dem Vertreter einer Nama-Gruppe einen Kaufvertrag und verschwieg dabei, dass das zugrundeliegende Maß nicht englische, sondern deutsche Meilen waren. Die Entfernungen betrugen also nicht 1,6 Kilometer, sondern 7,5 Kilometer pro Meile und brachten somit einen erheblichen Landgewinn. Adolf Lüderitz jedenfalls machte das Deutsche Reich zur Kolonialmacht, denn auf seinen Wunsch hin stellte die Regierung in Berlin sein Land entgegen britischen Begehrlichkeiten unter den Schutz des Reichs.

Ebenfalls mit einem Schimpfnamen ist Carl Peters (1856-1918), der Gründer der Kolonie Deutsch-Ostafrika, in der Kolonialgeschichte verankert: „Hänge-Peters“. Noch im Jahr 1981 schrieb der kenianische Schriftsteller Ngũgĩ wa Thiong’o über „Carl Peters, der seine afrikanische Frau öffentlich hängen ließ, weil sie die Gesellschaft ihrer afrikanischen Brüder der seinen vorzog“ (Ngũgĩ wa Thiong’o: Kaltgestellt, S. 121). Der Aufstand 1889/1890 gegen die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft führte dazu, dass auch dort das Deutsche Reich die Kontrolle übernahm – unter anderem gegen Sultan Mkwawa aber einen schweren Stand hatte.

In nicht wenigen deutschen Städten gibt es daher seit Jahren eine Debatte darüber, ob derlei Straßennamen besser geändert werden sollten. Steht das bei eindeutigen Massenmördern wie Carl Peters außer Frage, ließe sich anhand anderer Persönlichkeiten auch über den deutschen Kolonialismus aufklären. Denkbar ist auch, künftig zu benennende Straßen Personen des afrikanischen Unabhängigkeitsbestrebens zu widmen. Namen dafür gäbe es mehr als genug. Kinjikitile Ngwale etwa, den Helden des Maji-Maji-Aufstands; Rudolf Manga Bell, König der Duala in Kamerun und Anführer des Widerstands gegen die Vertreibung aus ihrem angestammten Land; oder Simon Kooper und Jakobus Morenga, deren Widerstand in Namibia der Schriftsteller Uwe Timm in seinem auch verfilmten Roman „Morenga“ aufgriff; oder Sultan Mkwawa, der der Schutztruppe in Ostafrika im August 1891 eine empfindliche Niederlage beibrachte.

 

 

Atyame, Philomène: Abengs Entscheidung. Eine schwarze-weiße Liebe in Kamerun. Oberhausen (Athena) 2002

Atyame, Philomène: Mord ohne Anklage. Oberhausen (Athena) 2006

Atyame, Philomène: Salomos Söhne. Oberhausen (Athena) 2009

Belinga-Belinga, Jean-Félix: Gesang der Trommel. Bad Honnef (Horlemann) 1998

Belinga-Belinga, Jean-Félix: Ngono Mefane, das Mädchen der Wälder. Erlangen/Aachen (Ev.-Luth. Mission/missio aktuell) 1990

Belinga-Belinga, Jean-Félix: Wir drei gegen Onkel Chef. Weinheim (Beltz) 1998

Bonn, Moritz Julius: Kolonisation und Kulturisation, 1932, zitiert nach Dirk van Laak: „Ist je ein Reich, das es nicht gab, so gut verwaltet worden?“, in: Birthe Kundrus (Hg.), Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus, Frankfurt/M. (Campus) 2003, S. 81 und 88, und dort zitiert nach Wolfgang Reinhard, Kleine Geschichte des Kolonialismus. Stuttgart (Kröner) 1996, S. 281

Brink, André: Die andere Seite der Stille. Berlin (Osburg Verlag) 2008. Im Original: The Other Side of Silence. London (Secker & Warburg) 2002

Brink, André (Philippus): „Viele Dinge gehen schief. Aber wenn Dinge schief gehen, ist das für einen Schriftsteller wunderbar“. In: Manfred Loimeier: Wortschätze. Gespräche mit afrikanischen Autorinnen und Autoren. Berlin (Horlemann) 2012, S. 61-69

Bromber, Katrin: Verdienste von Lehrern und Lektoren des Seminars für Orientalische Sprachen zu Berlin im Schaffen und Bewahren von Swahili-Wortkunst, in: Flora Veit-Wild (Hg.), Nicht nur Mythen und Märchen. Afrika-Literaturwissenschaft als Herausforderung, Trier, Wissenschaftlicher Verlag Trier, 2003, S. 34-57

Bromber, Katrin: Ein Lied auf die hohen Herren. Die deutsche Kolonialzeit in der Swahilidichtung der Jahrhundertwende, in: Albert Wirz, Andreas Eckert, Katrin Bromber (Hg.), Alles unter Kontrolle. Disziplinierungsprozesse im kolonialen Tansania (1850-1960), Köln (Rüdiger Köppe) 2003, 73–98

Carlo, David M: Rasse konsumieren. Von der exotischen zur kolonialen Imagination in der Bildreklame des Wilhelminischen Kaiserreichs, in: Birthe Kundrus (Hg.): Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus, Frankfurt/M. (Campus) 2003, S. 135-179

Djomo, Esaïe: „Des Deutschen Feld, es ist die Welt!“ Pangermanismus in der Literatur des Kaiserreichs, dargestellt am Beispiel der deutschen Koloniallyrik. Saarbrücken (W. J. Röhrig) 1992

Grill, Bartholomäus: Wir Herrenmenschen. Unser rassistisches Erbe: Eine Reise in die deutsche Kolonialgeschichte. München, Siedler, 2019

Hoffmann, Giselher: Die verlorenen Jahre. Köln (Edition Köln) 1990

Hussein, Ebrahim: Kinjeketile, in Joachim Fiebach (Hg.), Stücke Afrikas. Berlin (Henschelverlag) 1974, S. 5-53

Kundrus, Birthe (Hg.): Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus, Frankfurt/M. (Campus) 2003

Kundrus, Birthe Von Windhoek nach Nürnberg? Koloniale „Mischehenverbote“ und die nationalsozialistische Rassengesetzgebung, in: (Hg.): Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus, Frankfurt/M. (Campus) 2003, S. 110-131

Loimeier, Manfred: Wortschätze. Gespräche mit afrikanischen Autorinnen und Autoren. Berlin (Horlemann) 2012

Lüsebrink, Hans-Jürgen: La Conquête de l’espace public colonial. Prises de parole et formes de participation d’écrivains et d’intellectuels africains dans la presse à l’époche coloniale (1900-1960). Frankfurt/M. (IKO) 2003

Mazón, Patricia; Steingröver, Reinhild: Not so plain as Black and White. Afro-German Culture and History, 1890-2000. Rochester (Boydell & Brewer/University of Rochester Press) 2005

Mont Cameroun, Hg.: Albert Gouaffo, Salifou Traoré. Dschang (Dschang University Press), 2004

Ndumbe III., Kum’a: Jetzt berichten afrikanische Zeitzeugen … „Neun wurden erhängt, gleichzeitig … so ist das hier! Gesagt, getan!“. Douala/Wien (Éditions AfricAvenir) 2018

Nganang, Patrice: Der Schatten des Sultans. Wuppertql (Peter Hammer) 2011

Nganang, Patrice: Hundezeiten. Wuppertal (Peter Hammer) 2001

Nganang, Patrice: Spur der Krabbe. Wuppertal (Peter Hammer) 2021

Nganang, Patrice: Zeit der Pflaumen. Wuppertal (Peter Hammer) 2013

Ngũgĩ wa Thiong’o: Kaltgestellt. Gefängnistagebuch. München (Trickster) 1991

Oloukpona-Yinnon, Adjaï Paulin: Unter deutschen Palmen. Die ,Musterkolonie‘ Togo im Spiegel deutscher Kolonialliteratur (1884-1944).  Frankfurt/M. (IKO) 1996

Ouologuem, Yambo: Das Gebot der Gewalt. Zürich (Elster) 2019

Philombe, René: Der weiße Zauberer von Zangali. Frankfurt/M. (Lembeck) 1980; im Original: Un sorcier blanc à Zangali. Yaoundé (Éditions CLE) 1969

Rogowksi, Christian: „Heraus mit unseren Kolonien!“ Der Kolonialrevisionismus der Weimarer Republik und die „Hamburger Kolonialwoche“ von 1926, in: Birthe Kundrus (Hg.), Phantasiereiche. Zur Kulturgeschichte des deutschen Kolonialismus, Frankfurt/M. (Campus) 2003, S. 243-262

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Westermann, Diedrich (Hg.): Afrikaner erzählen ihr Leben. Berlin (Evangelische Verlagsanstalt) 1938

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