22. Dezember 2018
von Manfred Loimeier
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Fatoumata Diawara in Ludwigshafen

Sie ist der unbestrittene Superstar der westafrikanischen Musikszene und ein Bühnenerlebnis ohnegleichen: Fatoumaa Diawara aus Mali. Bereits mit ihrem Debütalbum „Fatou“ wurde sie im Jahr 2011 zur Ikone, mit ihrer Hauptrolle im Film „Mali Blues“ weltberühmt, und mit ihrem jüngsten, zweiten Album „Fenfo“ ist sie gerade auf Tournee. Aber dennoch. Trotz ihrer Professionalität fiel es Diawara im Extraprogramm der Festspiele Ludwigshafen zunächst schwer, ihre Livequalitäten im Pfalzbau Ludwigshafen auszuspielen.
Zunächst – das verweist zugleich darauf, dass Diawaras Performance in zwei Hälften gegliedert war. Und in der Mitte, im Zentrum des Konzertes überhaupt, stand die Botschaft, die Diawara bei all ihren Auftritten verkündet: ein minutenlanges Plädoyer für Kinder- und Frauenrechte, ein eindringlicher Appell für Frieden und Menschlichkeit, eine Rede zugunsten offener Grenzen und für ein Bewusstsein dafür, was es heißt, Mitmensch und einander ähnlich zu sein.
Davor, in Halbzeit eins, startete das Konzert fast ruhig, chansonartig, und eben mit zwei Liedern, die die Jugend Afrikas dazu ermuntern sollten, Verantwortung zu übernehmen und das Bild von Afrika als Kontinent der Kriege, Katastrophen und Krankheiten zu verändern; und dann eben „Timbuktu“, der Song, mit dem Diawara Erziehungs-und Bildungschancen für Kinder einfordert. Da dauerte es noch, bis sich die Band aus Sekou Bah am Bass, Yacouba Koné an der Gitarre, Arecio Smith am Keyboard und Jean-Baptiste Gbadou am Schlagzeug in den Rhythmus aus Jazz und malischem Wassulu-Gesang eingefunden hatte und bis der Funke aufs Publikum übersprang; zumal Fatoumata Diawara auf Chorsängerin verzichtete und deren Parts schlicht einspielen ließ – das wirkte denn doch merkwürdig und hätte andernfalls mehr Leben und Bewegung auf die Bühne gebracht.
Dann aber, mit ihren musikalischen Hommagen an die US-Jazz- und Bluessängerin Nina Simone und an den Afrobeat des nigerianischen Popstars Fela Kuti, und mit ihrem Lied „Mama“ entfaltete sich die mitreißende Kraft von Diawaras dahinflutenden Rhythmen, zeigten die Musiker mit ihren Soli Präsenz und bewies Diawara an der Gitarre, dass sie nicht nur beeindruckend singen, sondern auch brillant spielen kann. Da flocht Diawara Klassiker wie „Sowa“ aus ihrem Debütalbum ein oder Hits wie „Nterini“ aus dem aktuellen Album „Fenfo“, mit dem Diawara eben denjenigen eine Stimme geben will, die sonst nichts zu sagen haben – „Something to say“ lautet entsprechend Diawaras englischsprachige Übersetzung von „Fenfo“.
Letztlich war es ihrer persönlichen absoluten Bühnenpräsenz geschuldet, dass Diawara das Publikum im Pfalzbau doch noch zu begeistern verstand – und zwar und wie! Direkte Ansprache an die Fans sowieso, und auch über das obligatorisch einverlangte Mitklatschen hinaus dann die Anleitung zum Tanz, so dass letztlich der ganze Festsaal wogte. Nach verhaltenem Beginn dann also doch noch ein grandioses Erlebnis.