21. Juni 2022
von Manfred Loimeier
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Fiston Mwanza Mujila schreibt über Diamantensucher in Kongo und Angola

Gleich mit seinem Debütroman „Tram 83“ wurde der kongolesische, in Graz lebende und lehrende Autor Fiston Mwanza Mujila berühmt und im Jahr 2016 unter anderem mit dem Internationalen Literaturpreis des Hauses der Kulturen der Welt ausgezeichnet. Jetzt hat der auch als Lyriker und Dramatiker erfolgreiche Schriftsteller einen neuen Roman vorgelegt, und dieses Buch mit dem Titel „Tanz der Teufel“ ist so fulminant geschrieben wie selbstironisch verfasst.
Allerdings ist es nicht einfach, sofort zu erfassen, worum es im Grunde geht, denn Mujila folgt in seiner Erzählweise den Spielregeln des Jazz. Zwar klingt das Hauptmotiv entsprechend immer wieder durch, aber diverse Soli der Hauptfiguren lenken die Aufmerksamkeit mal hier- und mal dorthin. Aber so viel wird dann doch klar: Die Handlung spielt in der Diamantengegend des südlichen Kongo-Kinshasa sowie des nördlichen Angola, als die Grenzen wegen der Bürgerkriege in beiden Ländern Ende der 1990er Jahre sehr durchlässig waren.
Hauptfiguren sind eine Madonna der Minen genannte alterslose Frau, dazu insbesondere zwei ehemalige Straßenkinder, die als Diamantenschmuggler rekrutiert werden, sowie Franziskus Baumgartner, genannt Franz, ein Schriftsteller aus Österreich, der über Diamantenschmuggel in Kongo schreiben will. Natürlich ist dieser Franz ein Spiegelbild des Autors, so dass sich – was die Lektüre nicht einfacher, aber reizvoll macht –, eine Geschichte in der Geschichte eröffnet.
Stark nur in den Dialogen
Doch bietet diese Zeitgeschichte nur das Kolorit des Romans, der seine Unterhaltsamkeit überwiegend aus frotzelnden Dialogen, ironischen Bemerkungen und bisweilen zynischen Kommentaren zieht. Zentraler Anlaufpunkt aller Figuren ist zudem eine Musikbar, das Mambo de la fête, in dem ein fetter Rumba den Ton angibt. Und so ist auch „Tanz der Teufel“: schrill, laut, ein Gewirr aus Stimmen und Launen, das das Lebensgefühl jener Jahre wiedergibt, in dem der Diamantenrausch vorwiegend Männer in jene Region spülte und eher selten zu Reichtum kommen ließ.
Lohnt sich nun die Lektüre? Das ist eigenartig: Mujilas Wortkaskaden klingen ganz formidabel, das Thema ist hochspannend, das geografische Setting macht neugierig, aber dennoch berührt die Handlung wenig, geht im Wortgeklingel unter.
Es ist eher wie in einer Bar ein musikalisches Rauschen im Hintergrund, keineswegs unangenehm, eher ansprechend, aber nicht besonders fesselnd. Es ist ein bisschen wie mit Kaufhausmusik: Klangfülle, die rasch verfliegt und nur wenig Nachhall hinterlässt. Literatur für den Augenblick des Lesens, amüsant, zerstreuend, und irgendwie belanglos. Das Thema ließe sich gewiss wirkungsvoller gestalten.
Fiston Mwanza Mujila: Tanz der Teufel. Zsolnay, 284 S., 25 Euro