17. Mai 2019
von Manfred Loimeier
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Mavis Staples startet im Apollo Theater New York ihre Geburtstagstournee 2019

„Sogar aus Deutschland sind Leute gekommen, um mit mir Geburtstag zu feiern“, freut sich Mavis Staples im Apollo Theater in Harlem, New York. 80 Jahre wird sie, startet die Geburtstagsparty mit einem grandiosen Tourneeauftakt und begrüßt ihre Gäste aus Chicago oder Massachusetts, aus New York – und Deutschland.

Mit ihrem Vater „Pops“ Roebuck und ihren Schwestern Cleotha und Yvonne und dem Bruder Pervis bildete sie die damals legendären Staple Singers, und als sie einst mit 17 Jahren zum ersten Mal im Apollo Theater auftrat, wollte ihr das niemand ihrer Freunde und Schulkameraden glauben. „Damals hatten wir noch nicht diese kleinen Smartphonekameras, und ich konnte es nicht beweisen“, erzählt Mavis Staples auf der Bühne des Apollo, „aber ich weiß es und freue mich, heute wieder hier zu sein.“

Heute, das ist der 9. Mai 2019, ein frühlingshaft warmer und sonniger Donnerstag in New York, und die Karten für das Konzert „Mavis and Friends“ sind seit langem ausverkauft. Hier, das ist das Apollo Theater, schon immer und immer noch das Zentrum der afrikanisch-amerikanischen Musik in den USA, erste Adresse für Stars und begehrtes Sprungbrett für alle, die es werden wollen. Duke Ellington und Count Basie sind hier aufgetreten, Louis Armstrong und Billie Holiday; Ella Fitzgerald, Jimi Hendrix, Lauryn Hill und die Jackson 5 gaben hier ihre Debüts in der heute noch bestehenden Reihe der Amateurabende; Michael Jackson war hier, Alicia Keys und Norah Jones ebenso.

Norah Jones ist auch an diesem 9. Mai 2019 dabei, denn die Freunde, mit denen Mavis Staples auftritt – oder besser: die dieser Legende der Gospelmusik huldigen – sind selbst ebenfalls mindestens Größen der Musikwelt und stolz darauf, neben Mavis Staples auf der Bühne stehen und mit ihr singen zu dürfen. David Byrne von den Talking Heads ist darunter, der mehrfache Grammy-Gewinner und Singer-Songwriter Jason Isbell, Sängerin Valerie June aus dem benachbarten Williamsburg jenseits des East River, Gitarrist Warren Haynes von den Allman Brothers, Jon Batiste, der schon mit Lenny Kravitz, Ed Sheeran, Prince und Stevie Wonder auftrat, oder Maggie Rogers, die gerade in Deutschland auf Tour war.

Was aber vor allem mitreißt, ist die physische Präsenz von Mavis Staples auf der Bühne, ist das Volumen ihrer Stimme, mit der sie ihre Lieder aus den vergangenen 50 Jahren singt, die längst Hymnen wurden. „High Note“ ist dabei, im Duett mit Valerie June, und selbstverständlich „Freedom Highway“, das Mavis Staples solo singt und dazu erzählt, wie es war, als ihre Familie damals in Birmingham, Alabama, Martin Luther King reden hörte und „Pops“ Roebuck dann sagte: „So wie er das predigen kann, können wird das singen.“ Die Staple Singers wurden zum Aushängeschild der US-Bürgerrechtsbewegung, auch mit dem Lied „Will the circle be unbroken?“, das sie nun im Apollo Theater mit Maggie Rogers singt.

Doch auch neue Stücke sind dabei, aus dem Album „Livin‘ on a High Note“ von 2016, zu dem Musiker wie Jon Batiste, Aloe Blacc, Nick Cave oder Valerie June die Titel schrieben, oder aus dem jüngsten Album „We Get By“ (2019), woraus sie mit Jason Isbell das Stück „Change“ singt. Und natürlich gibt es auch – mit Norah Jones – „You Are Not Alone“ zu hören, den Titelsong des gleichnamigen Albums von 2010. Ist allein das schon ergreifend, berührt es noch viel mehr, als das Publikum für Mavis Staples „Happy Birthday“ singt und zum Schluss das Plenum der Musikerstars als Zugabe den Klassiker „The Weight“ bringt.

So ist es geradezu bedauerlich, nicht bei jedem ihrer Konzerte dabei sein zu können: Mit Van Morrison wird Mavis Staples noch auftreten, mit Lyle Lovett – und freilich auch nochmals mit Norah Jones.